Dampfzug Zweisimmen - Chamby

Im September finden alljährlich im oberen Simmental Eisenbahn-Tage statt, an denen auch die Museums-Bahn Blonay-Chamby mit einer historischen Komposition teilnimmt, ist doch Zweisimmen vom Depot Chaulin aus direkt meterspurig zu erreichen, über die MOB Stammstrecke. Freitags fährt der Zug nach Zweisimmen und verkehrt dann als dampfbespannter Pendelzug zwischen Zweisimmen und Lenk. Am Sonntag geht es dann wieder nach Hause ins Welschland. Ich bin mit der MOB nach Zweisimmen angereist, um dann die Strecke Zweisimmen - Chamby mit dem Dampfzug mitzufahren.

Selten werden in der Lokremise von Zweisimmen derart grosse Stumpen geraucht. Die BFD 3, die auch nach dem Ende des Plandampf-Verkehrs 1942 bei der Furka-Oberalp Bahn verblieb, vornehmlich zur Schneeräumung und zum Oberleitungs-Auf- und -Abbau an der Furka, kam nach ihrer Ablösung zur Museumsbahn Blonay-Chamby, wo sie bis heute ihren Dienst versieht. Eine der beiden HGm 4/4 Dieselmaschinen, die damals die Arbeit der pensionierten Dampfrösser übernahmen, versieht heute wieder regelmässig Dienst auf der Furka-Bergstrecke.

Kabine-voraus hatte die BFD 3 den Zug von Lenk nach Zweisimmen gefahren. Bei der MOB gibt es keine Drehscheiben. Mit elektrischem Betrieb von Anfang an waren solche auch nie sonderlich nötig gewesen. Nun hilft die Elektro-Kollegin von der MOB beim Rangieren aus.

Der Einfachheit halber hat sie ihre regulären Personenwagen mitgenommen. Aber was soll das denn, die Rangierhelfer in orangen Warnwesten befinden sich an völlig falscher Stelle. Bis zu acht Achsen dürften ohne "Mann an der Spitze" geschoben werden, aber nur wenn es sich um Flachwagen handelt. Aber nicht einmal die Achszahl wird hier eingehalten!

Ach-so, am Ende des Geleises steht noch einer. Dann passt es schon.

Die E-Lok räumt den Platz für die Dampf-Kollegin. Die MOB E-Loks fahren übrigens wegen der niedrigen Oberleitungs-Spannung immer mit zwei gehobenen Stromabnehmern. Bei der benötigten Leistung wären die Ströme für nur eine Kontaktstelle zu gross. Man hört, eine 8000er habe schon einmal bei der Überfahrt von Blonay nach Chamby den dünnen Fahrdraht der Verbindungsstrecke zum Leuchten gebracht. Ups, zu viel Saft gezogen.

Die BFD 3 wird an den Zug gestellt.

Aber doch nicht diesen hier!

Passt schon, die Perspektive war etwas schief.

Alt vor neu, wobei es den neuen gut täte, genauso wie neu auszusehen wie die alte ...

Bitte noch einen.

Kommt schon.

Na wird's bald ...

Die Kohlenklappen sind aufgefüllt, fahrbereit.

Die neuen Wagen hat derweil eine andere Lok übernommen. So kann man sich das Umfahren sparen.

Laut Fahrplan hätte es schon losgehen sollen. Aber dieser hier hat noch die Ausfahrtsweiche für seine Fahrstrasse in den Bahnhof benötigt.

Endlich kann's losgehen.

Die Sonne spielt mit, ein paar schöne Bilder wird's schon geben.

Gleich nach dem Bahnhof beginnt die Steigung zum Saanenmöser hinauf. Im Adhäsionsbetrieb kann die Lok nur als Zweizylinder-Maschine fahren. Dafür macht sie ihre Sache sehr gut. Die Maschinen waren bei ihrem Bau 1913 offensichtlich auf dem Stand der Zeit.

Eine neu gebaute Betonbrücke geleitet die Strecke ...

... in den ebenfalls neu gebauten Kehrtunnel in der Lochfluh (= "Luchsfelsen"). Der ursprüngliche hatte einen engeren Radius.

Auf der Halte wird eine neue Ausweichstelle gebaut. Auch hier bereitet man sich offenbar auf eine Verdichtung des Taktes vor. Dann wird es auch auf dieser Strecke in Zukunft eng für Dampffahrten.

Weiter geht's die Steigung zum Saanenmöser hinauf.

Das Einfahrtssignal zur Station Oeschseite zeigt kurze Fahrt. Offenbar eine Kreuzung.

Verschnaufpause im Bahnhof Oeschseite.

Aber, gehört dieser Zigarillo nicht auf eine andere Museumsbahn?

... das ist doch ...

... natürlich, der Stephan Stauber. Zusammen mit Roman Moser hat es auch ihn von der Furkabahn zu diesem Ereignis gezogen.

So ein Heizer kann es aus allen möglichen Rohren und Löchern dampfen lassen, selbst im Stehen.

Eine Überholung hatten wir schon. Parat wären wir auch, aber die Strecke ist noch nicht frei.

Es fehlt noch eine Kreuzung.

Bis auf den ersten Wagen geht es auch hier historisch zu. Die MOB setzt ihr neu hergerichtetes altes Rollmaterial regelmässig in Planzügen ein.

Jetzt geht es aber wieder weiter die Steigung hinauf.

Enclenché -- Kontroll-Licht blinkt!

Noch ein neu ausgebauter Tunnel.

Einfahrt am Saanenmöser. Der vorerst höchste Punkt ist erreicht.

Auch hier gibt's wieder eine Kreuzung, mit einem der eher lächerlich bemalten "Bären-Triebwagen".

Den Dampfzug kümmert's nicht, weiter geht's.

Das Tal der Pays-d'en-Haut kündigt sich an.

In Schönried stösst der Zug nach dem Aussteigen der Fahrgäste um einiges zurück, Wasser fässt man heute nicht mehr im Bahnhof ...

... sondern am nächsten Hydranten.

Lokführer Nicolas ist gar nicht begeistert von dem, was aus dem Feuerlöscher kommt. Diese Brühe soll in meinen Wasserkasten??

Nachdem der Rasen etwas begossen worden ist, sieht's schon besser aus.

Der Schlauch ist angeschlossen und streckt sich unter dem Wasserdruck.

Mit gefüllten Wasserkästen geht es die Steigung hinab nach Gstaad.

Auch die Kollegen vorne dran wollen fotografieren.

Die Strecke schlängelt sich den Hang oberhalb von Saanen hinunter. Ursprünglich sollte die Strecke hier direkt nach Saanen hinunter führen. Ein unnachgiebiger Bürgermeister vom kleinen Bergdorf Gstaad hat den Umweg über seine Gemeinde durchgesetzt.

Der Saane / Sarine entlang kann man schon den weiteren Weg betrachten.

Auch der Zugchef lässt es sich nicht nehmen, ein paar Erinnerungsphotos zu schiessen.

Noch eine "Schokoladenkurve".

Einfahrt Gstaad offen.

Die Strecke umfährt den alten Ortskern in einer engen Kurve. Der Bahnhof sollte einstmals eine Verzweigungsstation sein. In gerader Richtung hätte es über den Col du Pillon eine Verbindung nach Les Diablerets und zum Meterspur-Eisenbahnknoten Aigle geben sollen. Auch an einen Tunnel unter dem Sanetschpass nach Sion war gedacht worden. Aber der erste Weltkrieg kam dazwischen und danach war es mit den Bahnträumen vorbei.

Der Lokführer grüsst winkend die Fussgänger auf der Strasse unter dem Bahndamm.

Einfahrt in Gstaad. Auch hier gibt es wieder eine Kreuzung.

In Saanen gibt es keinen Halt, denn keiner der Passagiere will hier aussteigen.

Das gibt in Rougemont die nötige Zeit für die Wiederholung des schon zuvor beobachteten Manövers. Zurückstossen zum nächsten Hydranten und Wasser fassen.

Eine Kreuzung mit dem Panoramic-Express gibt es auch noch. Stephan und Roman verabschieden sich. Dieser Zug ist die letzte Möglichkeit für sie, heute noch nach Realp zurück zu kommen.

Alte und neue Technik nebeneinander.

Und dann noch eine Überholung. Die Pullmans von vorhin haben uns wieder.

Kurze Lagebesprechung.

Dann geht es weiter.

Vom Streckenabschnitt Château-d'Oex - Montbovon gibt es keine Bilder, denn ich bin auf der Lok mitgefahren. Den Betrieb der HG 3/4 in der Zahnstange kenne ich ja bereits gut. Aber richtig Kilometer in reinem Adhäsionsbetrieb war schon ein neues Erlebnis.

In Montbovon erwartet uns eine 8000er, denn die Dampflok darf die bis zu 78 Promille steilen Rampen zu beiden Seiten des Col du Jaman nur mit Vorspann befahren.

Die E-Kollegin setzt vor bis über die Einfahrtsweiche.

Und begibt sich dann als Vorspannlokomotive an unseren Zug.

Schon eine sehr spezielle Komposition.

Nun gibt es ein handgesteuertes Manöver in das Geleise vor der Remise neben dem Bahnhof.

Denn dieser wird erst noch für die regelmässige Anschluss-Kreuzung benötigt. Der Triebwagen der Gryère-Bahn nähert sich.

Und belegt Gleis 3.

Auf Gleis 1 fährt kurz darauf der Regelzug nach Montreux ein. Fast schon eine "Metzgerkreuzung".

Dann gehen die Schranken im Ort ein weiteres Mal runter.

Der Regelzug nach Zweisimmen.

Grosser Bahnhof in Montbovon. Wann halten hier schon mal vier Züge gleichzeitig, und sogar fünf Lokomotiven? Unser Zug hätte zwar auch in Gleis 4 Platz gehabt. Aber aus dem kann man nur in Richtung Gryère ausfahren, nicht nach Montreux.

Abfahrt nach Montreux.

Auch in Richtung Château-d'Oex grünes Licht. Die Ausfahrt unseres Zuges wurde sogar zur Parallelfahrt mit dem Gryère-Zug. Für ein Photo war ich aber nicht am richtigen Platz.

Die enge Kurve beim Bahnhof von Les Sciernes. Dies ist der letzte Abschnitt, auf dem die Fahrleitung noch erneuert wird. Daher gibt's hier derzeit einen rechten Mastenwald.

Ankunft in Chamby, die Aussicht über den Lac Léman ist prächtig. Die Lok muss im Finstern abgerüstet werden, die Fahrt hat gute vier Stunden gedauert. Ausser zwei Halten zum Wasserfassen und der relativ geringen Geschwindigkeit waren immerhin viermal Kreuzungen und Überholungen abzuwarten. Nach getaner Arbeit gab's dann noch das verdiente Feierabend-Bier und eine Pizza.